Kaufmann, Oskar

ungar., später dt. Architekt und Innenarchitekt, * 02.02.1873 Neu St. Anna (Újszentanna), Ungarn, † 06.09.1956 Budapest, Ungarn, Rel.: jüdisch, 1903 zum Christentum konvertiert

 

Oskar Kaufmann um 1928

     
   

Ausbildung, Tätigkeit vor 1933:
um 1893 Beginn des Architekturstudiums in Budapest, abgebrochen, um Pianist zu werden
1895-1899 Studium der Architektur in Karlsruhe
ab 1900 Mitarbeit an Projekten größerer Baubüros in Berlin
1901-03 Arbeit im Büro des Theaterarchitekten Bernhard Sehring
1902 Wettbewerb für ein Hallenbad in Pforzheim
1905 Gründung eines eigenen Architekturbüros in Berlin mit Eugen Stolzer
ab 1906 Theaterbauten in Berlin
1906-08 erster eigenständiger Bau: Hebbel-Theater, Berlin-Kreuzberg
vor, während und nach dem 1. WK einige weitere Theater- und Kinobauten, daneben Villenbauten mit Innenausstattungen (Zusammenarbeit mit Künstlern, u. a. Cesar Klein)
1925 Umbau der Innenausstattung des Berliner Sportpalastes
1928 Ausstellung des Stuttgarter Landesmuseums über sein Schaffen
1928 Monographie mit einem Vorwort des Theaterschriftstellers Oscar Bie
1928 Monographie mit einem Vorwort von Max Osborn, der darin den Begriff „expressionistisches Rokoko“ für Kaufmanns Bauten prägt

Tätigkeit seit 1933, Exilstationen:
1933 Auftrag für Habimah-Theater in Tel Aviv. Kaufmann will zunächst von Berlin aus arbeiten, denkt noch nicht an Emigration. Die Auftragsvergabe ist jedoch an die Übersiedlung nach Palästina gebunden. Kaufmann kommt mit seiner Frau im Oktober 1933 in Tel Aviv an, Stolzer folgt, Auflösung des Berliner Architekturbüros
1939 über Rumänien nach Budapest
1941 nach dem Eintritt Ungarns in den 2. WK Verhaftung und monatelange Internierung. Kaufmanns Frau stirbt, er selbst lebt versteckt und von der Hilfe von Freunden

Tätigkeit nach 1945:
1947 Rehabilitation: Kaufmann erhält von der ungarischen Regierung eine Lebensrente
ab 1951 Umbau zweier Theater in Budapest

Bauten/Projekte 1933-45:
Entwurf für Bürgerforum, Tel Aviv, 1933, nicht realisiert
Habimah-Theater, Tel Aviv, Planung 1933-36, Ausführung 1935-46, ab 1939 unter Eugen Stolzers Leitung, verändert erhalten
Haus Dunkelblum, Tel Aviv, 1934-36, erhalten
Haus Hyam, Haifa, 1935-37, leicht verändert erhalten
Ora-Kinotheater, Haifa, 1935-37, erhalten
Entwurf für Umbau Mograbi-Oper, Tel Aviv, 1935, nicht realisiert
Entwurf für Toscanini-Halle, Tel Aviv, 1936, nicht realisiert
Entwurf eines öffentlichen Gebäudes, Tel Aviv, 1936/37, nicht realisiert

Eigene Schriften (Auswahl):
„Der moderne Theaterbau“, in: Theater-Kalender auf das Jahr 1910, hg. von Hans Landsberg und Arthur Rundt, Berlin 1909: 131-37.
„Der Bau der Volksbühne“, in: Das Theater Volksbühne am Bülowplatz, 18 Bl. Aufsätze u. Zeitungsartikel, Berlin um 1915 (Landesarchiv Berlin, Kult 345).
„Das moderne Theater und die Habimah“, in: Bamah, 1934 (3): 9-11.

Literatur:
Antje Hansen, „Oskar Kaufmann in Palästina (1933-39)“, in: Architectura, 30/2000 (1): 73-89.
Antja Hansen, Oskar Kaufmann – Ein Theaterarchitekt zwischen Tradition und Moderne, Diss., Berlin 2001.
Der Architekt Oskar Kaufmann, Einleitung von Max Osborn, Berlin 1928.
Falk Jaeger (Hg.), Der Architekt Oskar Kaufmann, (unvollständiger) Reprint von 1928, Einleitung von Max Osborn, Nachwort von Myra Warhaftig, Berlin 1996.


Bearbeitet von Christian Gräf

 

Hebbel-Theater, Berlin-Kreuzberg, 1906-08 (Aufnahme um 1908)

 

Habimah-Theater, Tel Aviv, Perspektivische Schauzeichnung der Hauptfassade, 1. Entwurf 1934
(zusammen mit Eugen Stolzer)

 

Habimah-Theater, Tel Aviv, Hauptfassade, 1933-46 (Aufnahme um 1945)

 

Haus Dunkelblum, Tel Aviv, 1934-36 (Aufnahme um 1994)

 

Ora-Kinotheater, Haifa, 1935-37 (Aufnahme um 1940)