Schoder, Thilo

dt., norw. Architekt und Designer, * 12.02.1888 Weimar, † 08.07.1979 Kristiansand (Norwegen), Mtgl.: DW (1919), BDA (1922), RdBK (1934), Fachverband der Architekten (Mitgliedsnummer: 12734 (1934)), NAL (18.01.1947)

 

 

     
   

Ausbildung, Tätigkeit vor 1933:
1906-1907 Privatschüler Henry van de Veldes
1907-1911 Studium an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar
1908 Studienreise nach München
1909/10 längere Schulunterbrechung durch Krankheit, ab Ostern 1910 Meisterschüler bei van de Velde
1911-1912 Studienaufenthalt in Wien und Hospitation an der Großherzoglich-Sächsischen Baugewerkenschule Weimar, Arbeit als Zeichner im Atelier Josef Hoffmann und Eduard Josef Wimmer, Beteiligung an mehreren Preisausschreiben
1912 Vortragsreihe über „Henry van de Velde und Weimar“ in Wien, Graz und Weimar, Rückkehr nach Weimar über Prag und Dresden, ab Juni Assistent im Atelier van de Veldes, Mitarbeit an den Innenausstattungen verschiedener Bauten, ab August/September Verlagszeichen für den Verlag „Alt-Weimar“
1912/13 Haus „Gutheil“ in Masserberg
1913 Studienreisen und Exkursionen nach London, Paris, Leipzig, Hamburg und Berlin
1914 im Oktober Entlassung aus van de Veldes Diensten, technischer Zeichner, Mitglied des Deutschen Museums, Aufbau des „Ateliers für Architektur, Innendekoration und Kunstgewerbe“ in Weimar; Arbeit an verschiedenen architektonischen Projekten, Dezember 1914/Januar 1915 Bemühungen Schoders, van de Velde an die Kunstgewerbeschule zurückzuholen
1915 Chefdesigner bei „Traugott Golde AG“
1915-1923 mehrere Ausstellungen über seine kunstgewerbliche Produktion
1916 Gründung einer eigenen Batik-Manufaktur, bis Anfang der 1920er Jahre industrielle Lampenproduktion mit der Firma Golde
1917-1918 Kriegseinsatz
1919/20 Industriebau Golde und kleinere Fabrikbauten
1919-21 erste komplette Wohnungsausstattungen in Gera und Bochum
1920 Petition zur Rettung des Staatlichen Bauhauses und Gründung der privaten „Arbeitsgemeinschaft zur Erkenntnis und Förderung expressionistischer Kunst und Kultur“
1921 ab Januar künstlerischer Berater der Flügel-Firma Grotrian, 6.5.1921-31.3.1922 Leiter der Beratungsstelle für Kleinindustrie und Handwerk des Gewerbeförderungsamts, Mitte 1920er Jahre „Atelier für Architektur, Innendekoration und Kunstgewerbe“ in Gera, Aufgabe seiner eigenen kunstgewerblichen Tätigkeit
1921/22 Geraer Kriegswahrzeichen-Affäre
1922-1925 Teilnahme an internationalen Wettbewerben und Tätigkeit als freier Architekt
1923-1933 stellvertretendes Mitglied der „Künstlerischen Sachverständigenkammer für Werke der bildenden Künste, einschließlich Kunstgewerbe und Bauwerke“
1924 Weimarer Kulturrat
1925-1929 Vorstandsmitglied der literarischen Gesellschaft Gera
1925 Aufstockung der Seidenweberei Schulenburg und Bessler
1926 Ehrengerichtsverfahren des BDA
1927 Austritt aus dem BDA
1926/27 Haus Meyer in Gera
1926-30 12 Siedlungsbauten und Projekte für verschiedene Gemeinden in Thüringen
1927-30 Gründer und Vorstandsmitglieds des Vereins der Freunde des Preußischen Theaters
1928-30 Stadts- und Bezirkskrankenhaus Zwenkau
1929 erfolglose Wiedereintrittsbemühungen in den BDA
1930 Ausstellung im Landesmuseum Weimar und im Kunstverein in Erfurt und Gera
1932 Schließung der Architekturbüros in Gera
1932/33 Emigration nach Norwegen

Tätigkeit seit 1933, Exilstationen:
1933-1934 wiederholte Reisen nach Deutschland und vergebliche Bemühungen, wieder als Architekt in Deutschland Fuß zu fassen
1934 Wiederaufnahme der Kontakte zu van de Velde
1936 norwegische Arbeitserlaubnis und Gründung eines eigenen Architekturbüros in Kristiansand/Südnorwegen
1938 norwegische Staatsbürgerschaft, zwischen 1938/39 und 1950 mehrer Reisen nach Belgien, Schweiz, Frankreich, Niederlande, Dänemark, Finnland und Deutschland
1939 Aufenthaltsverbot für Gera nach öffentlicher Kritik
1940 mehrwöchige Inhaftierung Schoders durch die Gestapo, Arbeit für die Besatzungsmacht und Gründung der Firma „Sørbygg“

Tätigkeit nach 1945:
1945 massiver Vorwurf des Landesverrats
1945-1967 Arbeit als freier Architekt
1946 intensive Bemühungen um eine Aufnahme in den NAL
1946-48 Kikut in Kristiansand
1946-49 Solbygg in Kristiansand
1947- 48 Villa Drange in Randesund/ Kristiansand
1949-53 Flekkerøy Skole in Kristiansand
1950-52 Mosvold Hvilehjem in Farsund
1952-54 Ljan terrasse in Oslo
1953-54 Rikeåsen in Oslo
1967 Übergabe des Architekturbüros an seinen Sohn Bjørn Schoder, ab 1967 Arbeit an handschriftlich nachgelassenen Lebenserinnerungen bis 1933
1968 Kulturauszeichnung der Stadt Kristiansand
1973 Künstlerstipendium Kristiansand über Edvard Munch und weitere Teilveröffentlichungen über Munch, Reise nach München, Weimar, Masserberg und Gera
1977 Aufnahme in die Architektur-Abteilung der 15. Europäischen Kunstausstellung „Tendenzen der Zwanziger Jahre“ in Berlin

Bauten/Projekte 1933-45:
Wohnhaus Willy Schoder in Frankfurt/Main, 1934-35
Fabrikerweiterung Alfred Teves GmbH in Frankfurt/Main, 1934
Villenerweiterung Erich Weber in Gera, 1935-36
Wergelandsveien 22 und 22a, 1936/37
Hannevik Terrasse in Kristiansand, 1936-1939
Villa Schiøtz in Kristiansand, 1937
Hannevik Terrasse 8 in Kristiansand, 1937
Palle Rosenkrantzgate 22 in Kristiansand, 1937
Grønntofts hjørne in Kristiansand, 1937
Hannevik terrasse 11 in Kristiansand, 1938
Flaten 16 bei Lund, 1938
Loshavn in Farsund, 1938-39
Oddernesveien 30/38 bei Lund, 1938-39
Skippergate 55/57 in Kristiansand, 1938-39
Henrik Wergelandsgate 1 in Kristiansand, Østre Strandgate 41 in Kristiansand, 1938-40
Kongensgate 30 in Kristiansand, 1939-40
Arenfeldtsvei 2 bei Lund/Kristiansand, 1940
Avenyen Isbar in Kristiansand, 1946

Eigene Schriften (Auswahl):
„Vom neuen Bauen. Begrüßungsansprache Thilo Schoders bei den Vorbesichtungen seiner Ausstellungen in Weimar und im Geraer Kunstverein“, in: Der Neubau. Halbmonatszeitschrift für Baukunst, Wohnungs- und Siedlungswesen, Berlin, 12/1930 (12): 231-237.
„Van de Velde. K 70. Narozeninam“, in: Styl. Monatsschrift für Architektur, Städtebau und Kunstgewerbe. Praha, 18/1933 (2): 31-33, 43.
„Hus og landskap“, in: Hus og Have, Oslo, 7/1935 (4): 32-33, 47.

Literatur:
BHE II: 1045-1046.
Thilo Schoder, Architektur und Design 1888-1979, Ausst.-Kat. Kunstsammlung Gera, Jena 1997.
Ulrike Rüdiger, Thilo Schoder, Leben und Werk in Deutschland, Jena 1998.
Ulrike Lorenz, Thilo Schoder. Ein Architekt im Spannungsfeld der Moderne, Jena 2001.
Thilo Schoder, Tysk arkitekt i Norge 1932-1979, Ausst.-Kat. Sørlandets Kunstmuseum, hg. v. Nina Stokset Nilsen u. Frank Falch, Kristiansand 2002.

Stiftung/Museum/Nachlass:
Nachlass Schoder, Kristiansand (Norwegen)


Bearbeitet von Jessica Schwinn