RINGVORLESUNG IM WINTERSEMESTER 2021_2022
Umwelt denken — Umwelt gestalten

Medien, Metabolismen, politische Entwürfe
Prof. Dr. Oliver Jehle, Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg, Dr. Dr. Jesús Muñoz Morcillo, Prof. Dr. Inge Hinterwaldner, Apl. Prof. Dr. Dr. Erna Fiorentini
Dienstag, 16.00 - 17:30 Uhr
online per Zoom
Meeting-ID: 632 3754 4321
Kenncode: 916767

Für Kunstgeschichte-Studierende: Für die einzelnen Vorträge sind Berichte im Umfang von 1.500 Zeichnen zu verfassen und bis zum Ende des Wintersemesters 21/22 beim Sekretariat, helga.lechner∂kit.edu, einzureichen. Sechs Vorträge ergeben einen Exkursionstag.

In der Ringvorlesung "Umwelt denken, Umwelt gestalten" analysieren Architektur- und Kunsthistoriker*innen die unterschiedlichen Manifestationen von Umwelt als Leitidee und Gestaltungsprinzip anhand historischer wie gegenwärtiger Architekturdiskurse und Fallbeispiele. Um diese Themenvielfalt zu beleuchten richtet die Vortragsreihe das Augenmerk auf drei große Themenkomplexe, die ineinandergreifen und einander bedingen: Medien, Metabolismen und politische Entwürfe.

Vorläufiges Programm:

19.10.2021 

Einführung

MEDIEN

Datum

Referent:in

Thema

Moderation

26.10.2021

Peter Krieger,

Mexiko

Politische Ikonografie der Megastadt im Anthropozän

Jehle

02.11.2021

Sybille Heidenreich, Hockenheim

Wildnis als Imaginationsraum und Kulturleistung

Jehle/Muñoz

09.11.2021

Christiane Heibach,

Regensburg

Ästhetiken der Ökotopie: Die Künste und der Klimawandel

Jehle

16.11.2021

Sonja Bäumel,

Amsterdam/Wien

Too Much Alive

Hinterwaldner

METABOLISMEN

23.11.2021

Ferdinand Ludwig,

München

Entwerfen mit Baum und Zeit

Medina

30.11.2021

Jesús Muñoz,

Karlsruhe

Beschriebene Umwelt-Architekturen – von Vitruvs Firmitas zur Objekt-orientierten Ontologie

Jehle

07.12.2021 Hans Rudolf Meier, Weimar Metabolismus und Spolien Medina

21.12.2021

Nina Rind,

Karlsruhe

Die Karlsruher Waldstadt und Karl Selgs Geourbanik

Medina

POLITISCHE ENTWÜRFE

14.12.2021

Peter J. Schneemann, Bern

Das Haus als Modell. Der ökologische Imperativ und die zeitgenössische Kunst

 

Jehle

11.01.2022

Sandra Bartoli, Silvan Linden, Berlin/München

Licht, Luft, Scheiße. Funktionale Bezüge zwischen Natur und Stadt

Medina

18.01.2022

Claus Leggewie, Gießen

 

Von der politischen Ökologie zum planetaren Denken. Ein Curriculum

Muss leider entfallen!

Fiorentini

08.02.2022 Kirsten Voigt Karlsruhe Ästhetischer Metabolismus – von 7000 Eichen bis „Schatz & Jardin“: Tote und lebende Materie im plastischen Prozess Jehle

25.02.2022

Prüfungsworkshop

 

Im Themenkomplex Medien geht es um Fragen nach der Diskurs-Bildung und Repräsentation zur Beleuchtung aktueller Trends, deren Archäologie und mediale Vielfalt, zu der nicht nur Bauten, Modelle und Zeichnungen, sondern auch Texte gehören. Texte sind in der Tat sowohl als dokumentarische als auch impulsgebende Quellen zu betrachten.

Auch der Begriff des Metabolismus weckt die Aufmerksamkeit in Kunst, Architektur und Städtebau.  Heutige Ansätze reflektieren zunehmend die Rolle von Stoff-, Energie- und Informationsflüssen, die gleichermaßen für den Aufbau von natürlichen wie von kulturellen Formen bestimmend sind. Das Interesse gilt den tatsächlichen biochemischen Vorgängen der Umwandlung.

Unter politischen Entwürfen verstehen wir sowohl theoretische Überlegungen als auch Versuche ihrer praktischen Umsetzung auf dem Feld der natürlichen und gebauten Umwelt, der Ökologie und der Umweltgestaltung. Die ökologische Krise forciert Veränderungen und induziert zugleich die Hoffnung auf Veränderbarkeit. Beides verleiht dem Entwerfen Sinnhaftigkeit und politische Relevanz: Fokussiert werden in der Ringvorlesung unter anderem die Rückbesinnung auf die Materialität der Welt und eine kritisch diskutierte Ökotopie, welche Ideologien aufbrechen kann.

 

26.10.2021
Politische Ikonografie des Anthropozän. Toxische Städte und Landschaften
Peter Krieger

Der Vortrag behandelt die Bildmuster, in denen sich der menschengemachte, toxische Impact auf dem Planeten Erde im Zeitalter des Anthropozän manifestiert. Im Sinne einer kritischen Geo-Ästhetik werden eine Vielzahl von Bildtypen, vom Kunstwerk bis zur Amateurfotografie, auf ihren politischen Gehalt und ihr diskursives Potential befragt. „Umwelt denken“ basiert auf der konzeptuellen Erbschaft von Alexander von Humboldt und schreibt sich in den „geologic turn“ ein. Der Topos „Umwelt gestalten“ behandelt die Frage wie transdisziplinäres bildwissenschaftliches Orientierungswissen auf konkrete Anwendungsbereiche wie Stadt- und Landschaftsplanung übertragen werden kann.

Kurzvita

Seit 1998 ist Krieger Forschungs-Professor am Institut für Ästhetische Forschungen (Instituto de Investigaciones Estéticas) und Professor an den Graduiertenstudiengängen Architektur und Kunstgeschichte an der mexikanischen Nationaluniversität in Mexiko-Stadt (UNAM).

Von 2004 bis 2012 war er Vizepräsident des internationalen Kunsthistorikerverbands CIHA/UNESCO. 2016 bekleidete Krieger die Aby-Warburg-Stiftungsprofessur (Warburg Haus, Universität Hamburg). In diesem Zeitraum forschte er zum Thema „Politische Ikonografie der Landschaft in der Gegenwart“. 2017 folgten Gastprofessuren an den Universitäten Tübingen und Regensburg.

Seit 2021 ist er Koordinator des Bereichs “Political Geo-Aesthetics of the Anthropocene: The Production and Distribution of Paradigmatic Visual Formulae Representing Human Impacts on Earth” im SNF-Forschungsprojekt “Mediating the Ecological Imperative” (https://ecological-imperative.ch/). Dieses Forschungsprojekt läuft bis 2024.

Peter Krieger ist seit den späten 1990er Jahren ein Pionier im Bereich der Öko-Ästhetik (https://www.peterkrieger-ecoaesthetics.com)

2. November 2021
Wildnis als Imaginationsraum und Kulturleistung
Sybille Heidenreich

Bilder wilder Landschaften gehören zum Repertoire europäischer Kultur. Wie in einem Brennspiegel konzentrieren sich hier Einstellungen zu Umwelt und Natur. In unterschiedlichen historischen Konstellationen erscheint Wildnis als bedrohliche Gegenwelt zur Kultur oder als Utopie einer Versöhnung mit der Natur. Dabei überschneiden sich die Linien der Kolonisierung der „Wilden“ in der neuen Welt mit den Entdeckungen „malerischer“ Wildnisse in Europa und der Zerstörung ihrer realen Gegenbilder im Namen der Kultur.

Dieses Spannungsfeld erzeugt einen Imaginationsraum, dessen Impulse bis heute wirken: Nun soll Wildnis in die Städte einziehen und die Renaturierung neuer Wildnisse gehört zur Biodiversitätsstrategie. Im Anthropozän-Diskurs schließlich wird Wildnis als Kulturprojekt Medium kreativer Transformation.

Kurzvita

Dr. Sybille Heidenreich war nach dem Studium von Germanistik, Latein und Kunstgeschichte im Verlagswesen tätig. Sie arbeitet freiberuflich im Büro für Umweltstudien und Kultur und ist mit dem Dipl.-Biol. Uwe Heidenreich Lehrbeauftragte am ZAK/Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft im Themenfeld Ökologie/Nachhaltigkeit und Kultur.

Nebenberuflich 1997 − 2007 Lehrbeauftragte an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen, 2005 – 2011 Kunstakademie Stuttgart (Kunstgeschichte). Weitere Lehraufträge an den Universitäten Lüneburg und Mannheim (Nachhaltigkeit). Mitarbeit in der Auswahlkommission der Studienstiftung für Stipendiaten an Hochschulen. Mitglied im BUND. Publikationen im Themenfeld Ökologie, Kultur und Natur.

Ästhetiken der Ökotopie: Die Künste und der Klimawandel
Christiane Heibach

In den Künsten sind die Themen Ökologie und Klimawandel mittlerweile nahezu allgegenwärtig. Das gilt nicht nur für die Science Fiction in Film und Literatur, sondern zunehmend auch für die bildenen und performativen Künste, die sich unterschiedlichster medialer Konstellationen und Formate bedienen. Diese reichen von klassischer Photographie (wie bei Edward Byrtinskys oder David Maisels visuellen Inszenierungen des Ressourcenabbaus in der Natur) über experimentelle, installativ inszenierte Zukunftsszenarien (z.B. Pinar Yoldas' Ecosystems of Excess) bis hin zu Langzeitprojekten im realen Raum (z.B. Daniel Fetzners und Martin Dornbergs Projekt De/Globalize). Der Vortrag wird sich derartigen künstlerischen Experimenten widmen und versuchen, deren ökoästhetische Prinzipien herauszuarbeiten. Davon ausgehend sollen Rückschlüsse auf das gezogen werden, was als Zukunftsvision für eine ökologische Gesellschaftsordnung, eben eine Ökotopie, in diesen Projekten mitschwingt oder gar explizit gemacht wird.

Kurzvita

Christiane Heibach ist seit 2016 Professorin für Medienästhetik am Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur der Universität Regensburg. Davor war sie DFG-Stipendiatin an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (2009- 2013), Vertretungsprofessorin an der Universität Konstanz (2014/15) sowie Leiterin des SNF-Projekts "Gestaltete Unmittelbarkeit. Atmosphärisches Erleben in einer affektiv-responsiven Umgebung" (2015-2017) am Institut Experimentelle Design- und Medienkulturen der FHNW Basel. Forschungsschwerpunkte sind Medienästhetik, Epistemologie der Multi- und Intermedialität; Theorie und Ästhetik Digitaler Medien, Medienökologien.

16.11.2021
TOO MUCH ALIVE
Sonja Bäumel

Sonja Bäumel’s artistic research explores ‘the living’, the evolving perception of what bodies are made of. She investigates the influence scientific knowledge has had on the way we have perceived and interpreted the human body historically and how this affects current society and the cultural contexts in which we act. Sonja uses self-experimentation to question skin as a border of the human body, taking risks by engaging directly with the material and by seeking the points where the environment starts and ends. These spaces in-between are vivid entanglements full of life. They annul trans-species boundaries, revealing as yet unexplored forms of intelligence and communication. In the lecture Sonja will talk about several of her artistic projects such as Expanded Self II or Microbial Entanglement, being an artist in current times and her experience in exhibiting ‘the living’.

Vita

Sonja Bäumel (AT 1980) is an artist, independent researcher and art educator based in Amsterdam, Netherlands and Vienna, Austria.  
Most of her projects involve long-term collaborations and extensive fieldwork. She creates process-driven, trans-disciplinary and imaginary, yet tangible microbial landscapes such as living paintings, sculptures, rituals, installations and performances intending to sense and thus better understand what the microbial paradigm shift means for the limits of the self and the relation between self-interest and collective behaviour. 
At the moment, Sonja works as tutor and head of the Jewellery-Linking Bodies Department at the Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam, as well as lecturing and holding workshops at different national and international academies and universities. Her work has been exhibited internationally at the Anthology Film Archives New York, the MAK Museum of Applied Arts Vienna, the Museum of Contemporary Art in Taipei, the Museum of Natural History in Vienna, the ZKM Center for Art and Media in Karlsruhe or the Centre Pompidou Paris. Her projects have also provided the basic impact for documentary films (e.g. BioArt - Kunst aus dem Labor, ORF/ARTE), to which she actively contributed. She is a co-founder of the Dunbar's Number collective (since 2011), a member of the Pavillion35 (since 2012) collective, based in Vienna, and of the WNDRLUST (2013-2018) collective, based in Amsterdam.

23. November 2021
Entwerfen mit Baum und Zeit
Ferdinand Ludwig

Im Fokus der Forschung von Prof. Ludwig stehen architektonische Konzepte, bei denen Pflanzen eine zentrale Rolle spielen. Deren funktionale wie gestalterische Integration hält nicht nur Antworten auf brennende ökologische Fragen unserer Zeit, wie z.B. die Anpassung an den Klimawandel, parat. Sie stellt auch eine methodische Herausforderung dar, wie mit Aspekten von Wachsen und Vergehen, von Zufall und Wahrscheinlichkeit im Entwurf umgegangen werden kann.

Kurzvita

Ferdinand Ludwig studierte Architektur und promovierte mit dem Titel „Botanische Grundlagen der Baubotanik und deren Anwendung im Entwurf“ an der Universität Stuttgart. 2007 begründete er dort am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen das Forschungsgebiet Baubotanik, das er bis 2017 als wissenschaftlicher Mitarbeiter leitete. In der 2010 mit Daniel Schönle gegründeten Bürokooperation „ludwig.schönle: Baubotaniker –Architekten – Stadtplaner“ bringt er diesen botanisch-konstruktiven Ansatz auf architektonischer, stadtplanerischer und landschaftsarchitektonischer Ebene zur Anwendung.

30.11.2021
Beschriebene Umwelt-Architekturen – von Vitruvs Firmitas zur Objekt-orientierten Ontologie
Jesús Muñoz Morcillo

Auf der Grundlage ausgewählter ekphrastischen und theoretischen Texte untersucht der Vortrag das Verhältnis zwischen Naturbegriff, Rhetorik und Architektur im diachronen Vergleich. Dabei liegt das Augenmerk einerseits auf die Kontinuität der vitruvischen Anforderungen an die Architektur — insb. am Beispiel von Andrea Palladios Werken und Schriften, welche wiederum im 18. Jh. intensiv rezipiert wurden. Andererseits werden Texte zu Umwelt-Architekturen des 20. Jh. in Augenschein genommen, die auf eine neue Harmonie von Bauwerk und natürlicher Umgebung abzielten — insb. mit Bezug auf Frank Lloyd Wrights Ausführungen zur organischen Architektur. Schließlich knüpft der Vortrag an die gegenwärtige neumaterialistische Denkrichtung, bekannt als Objekt-orientierte Ontologie (OOO) an, welche die Produktion erfinderischer Entwürfe im Einklang mit einem nicht anthropozentrischen, spekulativen Realismus anregt. Vor diesem Hintergrund wird darüber diskutiert, ob „beschriebene Architekturen“ (in Form von Ekphrasen oder theoretischen Überlegungen) einen umso wuchtigeren Einfluss auf Umwelt- und Architektur-Gestaltung ausüben, je rhetorischer und spekulativer die damit verbundenen Vorbilder erscheinen.

Kurzvita

Jesús Muñoz Morcillo ist klassischer Philologe und Kunsthistoriker. Aktuell ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst- und Baugeschichte, Lehrstuhl Oliver Jehle, am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Derzeit konzentriert sich seine Forschung auf die Rezeption antiker Beschreibungen und deren Einfluss auf visuelle Kulturen der Neuzeit in Kunst, Literatur und Wissenschaft. Zu seinen letzten Publikationen gehören der Sammelband "Genealogy of Popular Science. From Ancient Ecphrasis to Virtual Reality" (2020, transcript) und die Monographie "La ékfrasis griega, de la Antigüedad a Bizancio" (Peter Lang).

 

7.12.2021
Metabolismus und Spolien
Hans Rudolf Meier

Spolien sind gezielt und daher in der Regel sichtbar wiederverwendete Bauteile. Im weiten Feld der Wiederverwendung in der Architektur besetzen sie jenen Sektor, der mit besonderen Gestaltungs- und Bedeutungsabsichten verbunden ist. Durch ihre meist wahrnehmbare Differenz zum übrigen Bau regen sie dazu an, diesen mit weiteren Bedeutungen anzureichern. Mit der Rückkehr von Ornament und Geschichte in die zeitgenössische Architektur hat auch die Spolienverwendung wieder zugenommen. Wurden Spolien bisher entweder für die spätantike und mittelalterliche Architektur oder ― sehr viel seltener ― für die Architektur der Moderne untersucht, setzt dieser Band erstmals Phänomene der Spolienverwendung über die Epochen hinweg miteinander in Beziehung. Neben kulturwissenschaftlichen Aspekten wird auch die Rolle von Spolien im Entwurfsprozess beleuchtet.

Kurzvita

Prof. Dr. phil. habil. Hans-Rudolf Meier ist Leiter der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte an der Fakultät Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar.

14. Dezember 2021
Das Haus als Modell. Der ökologische Imperativ und die zeitgenössische Kunst
Peter J. Schneemann


Der Vortrag diskutiert den Status des Hauses (Oikos) im Diskurs der Ökologie. Im Mittelpunkt der Ausführungen stehen Werke der zeitgenössischen Kunst, die das Haus nicht nur als Metapher, sondern als konkretes Interface zur Umwelt thematisieren.

Die dargelegte Fragestellung steht im Zusammenhang mit dem interdisziplinären Forschungsprojekt “Mediating the Ecological Imperative: Formats and Modes of Engagement”, das vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird.

Kurzvita

Peter J. Schneemann, seit 2001 Direktor der Abteilung Kunstgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Universität Bern.
Seit 2020 Leiter des SNF- Sinergia-Forschungsprojekts  Mediating the Ecological Imperative: Formats and Modes of Engagement. Seit 2016 Co-Leiter des  SNF-Sinergia-Forschungsprojekts Swiss Graphic Design and Typography Revisited. Gewähltes Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Salzburg) und der Academia Europaea (London). Herausgeber der Schriftenreihe Kunstgeschichten der Gegenwart.

21.12.2021
Die Karlsruher Waldstadt und Karl Selgs Geourbanik
Nina Rind

Am Beispiel der Karlsruher Waldstadt wird Nina Rind sowohl die Planung der Waldstadt von Prof. Karl Selg vorstellen als auch diese mit seinem Konzept der
Geourbanik in Beziehung setzen. Das lokale Beispiel der Waldstadt wird so über das regionale bis zum globalen und außerterrrestrischen Maßstab konkretes
Beispiel für Selgs unveröffentlichte Forschung zur Geourbanik.

Kurzvita

Nina Rind ist promovierte Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin an der Professur für Bau- und Architekturgeschichte. Schwerpunkte ihrer Forschung liegen in der
Architekturgeschichte der Moderne sowie der Geschichte von Infrastrukturbauten und ihren Zusammenhängen mit Stadt und Land.

11.01.2022
Licht, Luft, Scheiße. Funktionale Bezüge zwischen Natur und Stadt
Sandra Bartoli
Silvan Linden

Die ökologische Frage ist nicht neu. In Reaktion auf Industrialisierung und Urbanisierung entstanden bereits vor über hundert Jahren Denkmodelle und Praktiken, die sich in unseren heutigen Vorstellungen von Nachhaltigkeit wiederfinden. In diesen Ansätzen spiegelt sich nicht nur ein systemisches Verständnis der Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt, von Natur und Technik, sondern auch das wachsende Bewusstsein für eine sich die Lebensgrundlage entziehenden Moderne.

Kurzviten

Büros für Konstruktivismus ist das Büro von Sandra Bartoli und Silvan Linden. Ihr 2006 gegründetes Architektur- und Forschungsbüro achtet auf eine hohe Auflösung und einen rohen Kontext, sowohl vorgefunden als auch konstruiert. Ihre Projekte umfassen verschiedene Maßstäbe, von Möbeln und Gebäuden bis hin zu Landschaften. Ein Beispiel für ihre theoretische Arbeit ist die fortlaufende Publikationsreihe "Architektur in Gebrauch", die das Büro 2014 ins Leben gerufen hat und in der der Begriff "Gebrauch" als ästhetische Kategorie untersucht wird, die die Entwicklung und Transformation von architektonischen Strukturen beeinflusst.

Der Termin muss leider entfallen!
Von der politischen Ökologie zum planetaren Denken. Ein Curriculum
Claus Leggewie

Kurzvita

Claus Leggewie ist Inhaber der Ludwig-Börne-Professur und Leiter des „Panel on Planetary Thinking“ an der Universität Gießen. Sein erstes Buch über politische Ökologie stammt aus dem Jahr 1978 und konzentriert sich auf die ökologische Bewegung in Frankreich. Seitdem schrieb er zahlreiche Veröffentlichungen über die Wechselbeziehungen zwischen Planet und Gesellschaft, die von der Energiewende über die Klimapolitik bis zum Anthropozän reichen.
Im November 2021 hat er die
Honorary Fellowship 2021 im Thomas Mann House in Los Angeles inne für das Thema „Repairing Democracy in Europe and the U.S.“.

08.02.2022
Ästhetischer Metabolismus – von 7000 Eichen bis „Schatz & Jardin“: Tote und lebende Materie im plastischen Prozess
Kirsten Voigt

Die Disziplinen, die sich klassisch mit der Erforschung von Stoffelwechselvorgängen befassen, sind Biologie, Biochemie und Medizin. Wenn eine Ringvorlesung im Fach Kunstgeschichte im Jahr 2021 unter der Überschrift „Umwelt denken – Umwelt gestalten. Medien, Metabolismen, politische Entwürfe“ den Stoffwechselbegriff im Untertitel führt, dann ist dies Beleg für einen buchstäblichen „Stoffwechsel“ des Forschungsgegenstandes: In der Geschichte der Kunst war der Traum von der Verlebendigung des Kunstwerks zwar schon immer ‚lebendig‘, aber erst seit den 1960er Jahren wurde er offensiv auch durch die Einführung von Lebewesen in die Kunst verwirklicht. Der Vortrag beleuchtet den plastischen Umgang von Kunst mit toter und lebender Materie, plastische Ur-Szenen der Verwandlung des Toten ins Lebendige, Simulakren der Lebendigkeit, Scheinlebendigkeit und Lebewesen als Teilen von Kunstwerken von Joseph Beuys‘ „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ bis zu „7000 Eichen“, aber auch der Arbeit von Künstler*innen wie Lois Weinberger, Gabriela Oberkofler und Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, in denen eine Umwertung von Werten unter sozialen, politischen und ökologischen Aspekten betrieben wird. 

Kurzvita

Kirsten Claudia Voigt ist nach ihrem Studium der Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie und langjähriger Arbeit als Kunst-, Literaturkritikerin und Redakteurin seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Dort kuratierte sie Ausstellungen unter anderem zu Hanns Schimansky, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Tony Cragg, Sean Scully, Silvia Bächli, zur Porträt- und Landschaftsmalerei und 2020/2021 zu Pflanzen in der Kunst. In einem Forschungsstipendium der Gerda-Henkel-Stiftung (20132015) widmete sie sich dem Verhältnis von Joseph Beuys zu Friedrich Nietzsche.
Seit 1999 ist sie Lehrbeauftragte am KIT.
Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Gegenwartskunst, Ästhetik, Kritik, Textualität und Intermedialität.