Auch wenn das französische 18. Jahrhundert zumeist unter dem Begriff der Aufklärung verhandelt wird, entwickelte das Rokoko eine Malereitradition, die sich Phänomenen fantastischer Formgenese verschrieb. An die Stelle einer mimetisch exakten Repräsentation der Natur oder einer überkommenen Hermeneutik der Wunder tritt die transitorische Funktion des Leichten und Fluiden, die sich aus dem künstlerischen Umgang mit den Materialien der Natur gewinnen lässt: Im Zeichen ihrer artifiziellen Steigerung wird Natur nicht mehr in Gestalt einer klassischen Imitatio aufgerufen, sondern in der Stilisierung zum Naturobjekt. Als Teil eines Projektes zu den Bildtechniken der Natürlichkeit rückt so die Verbindung von pikturaler und experimenteller Intelligenz der Künste als Forschungsfrage in den Fokus: Denn bereits in Sulzers Allgemeine[r] Theorie der Schönen Künste führt der Weg allein über die Künstlichkeit zurück zum Natürlichen – ist es doch gerade die Natur selbst, die uns die Notwendigkeit von Camouflage und Mimikry vor Augen führt.