„Zufälle und Glück gehören zu Ihrem Berufsleben dazu. Mit Sicherheit aber auch die Leidenschaft für die Sache und eine gewisse Sturheit.“

Im Gespräch mit Isabel Steppeler

 

 

Frage: Wie kam es dazu, dass Sie eine Ausbildung als pharmazeutisch-technische Assistentin absolvierten und dann mit dem Studium der Kunstgeschichte eine ganz andere Richtung eingeschlagen haben?

 

Antwort Steppeler: Ich glaube, das muss man genau andersherum sehen. Dass ich diese Ausbildung gemacht habe, war eher der „Seitensprung“. Ich besuchte ein musisches Gymnasium in Freising mit den Leistungskursen Musik und Physik, was wirklich zwei konträre Welten sind. Während der Schulzeit habe ich bei uns im Dorf in einer Apotheke gejobbt und dadurch die Möglichkeit gehabt, die Welt der Pharmazie zu beschnuppern. Ich hatte noch keinen Entschluss gefasst, welche Richtung ich über ein Studium einschlagen wollte. Deshalb habe ich zuerst eine Ausbildung absolviert, damit ich sozusagen „etwas in der Tasche hatte“ und auch bereits Geld verdienen konnte. Ausgestattet mit diesem Sicherheitsnetz fühlte ich mich dann frei, ein vergleichsweise risikobehaftetes Studium wie Kunstgeschichte und Musikwissenschaften in Angriff zu nehmen. Im Nachhinein finde ich bis heute, dass es eine sehr kluge Entscheidung für mich war. In der Ausbildung erwarb ich nicht nur berufliche Qualifikation, sondern auch persönliche Fähigkeiten wie zum Beispiel selbständiges Arbeiten, Belastbarkeit auch unter hohem Arbeitsaufkommen, pragmatische Herangehensweisen, Verlässlichkeit oder Effektivität. Ich finde, das kann man sich nicht früh genug aneignen. Außerdem war die pharmazeutische Ausbildung eine Sicherheit für mich, sollten alle anderen Wege sich plötzlich für mich schließen.

 

„Gehen Sie beim Schreiben stets von der Leserschaft aus und überlegen Sie sich, was diese erwartet.“

 

Frage: Also beruht diese Entscheidung tatsächlich eher auf pragmatischen Überlegungen?

 

Antwort Steppeler: Ja. Dass ich wieder zurück zur Leidenschaft und zu meiner Neugierde für Kultur, Musik und Kunst gekommen bin, liegt daran, dass ich ein Jahr nach meiner Festanstellung in einer Apotheke in Karlsruhe gemerkt habe, dass ich das Kulturwesen vermisse. Ich habe erfahren, dass es eine Hochschule für Musik in Karlsruhe gibt und habe als zweites Studienfach die Kunstgeschichte gewählt. Neben dem Studium habe ich weiterhin in einer Apotheke gearbeitet und hatte bis dahin immer einen Bezug zu beiden Welten. Nach meiner zweiten Schwangerschaft wurde mir aber bewusst, dass es für mich nicht mehr möglich ist, parallel in beiden Bereichen zu arbeiten. So musste ich mich also für eine Richtung entscheiden.

 

Frage: War es für Sie klar, dass Sie nach dem Studium im journalistischen Bereich tätig sein wollen? Schließlich ist dieses Berufsfeld kein typisches für die Kunstgeschichte.

 

Antwort Steppeler: Ich habe wirklich an alles Mögliche gedacht, nur nicht an Journalismus. In einem Vorstellungsgespräch für ein Auslandsstipendium in Bologna wurde ich gefragt, was ich später beruflich machen wollte. Auf diese Frage war ich überhaupt nicht vorbereitet, antwortete aber ganz ehrlich: „Das weiß ich nicht, der Weg ist das Ziel.“ Ich glaube das ist auch gerade in der heutigen Zeit etwas ganz Wichtiges. Seien Sie flexibel und lassen sich dadurch leiten, welche Türen sich für Sie öffnen. Ich habe nach dem Studium versucht, in der Museumswelt Fuß zu fassen, was bekanntlich unheimlich schwer ist. Man musste damals bereit sein, viel ehrenamtlich zu arbeiten. So habe ich an verschiedenen Ausstellungsprojekten teilgenommen, zusammen mit einer Kollegin die Museumspädagogik für die Städtische Galerie in Karlsruhe entwickelt und Führungen gemacht. Dadurch habe ich bereits viele Erfahrungen sammeln können. Die Museumswelt hätte ich mir für mich sehr gut vorstellen können, aber ein Volontariat hatte sich für mich damals nicht ergeben, was ein wichtiger Schritt für die Arbeit im Museum gewesen wäre. Ich bekam schließlich das Angebot, die Koordination für die Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA) zu übernehmen. Diese Aufgabe war sehr bereichernd, ich habe dabei unglaublich viel über das Kulturmanagement gelernt und viele wertvolle Kontakte geknüpft. Über einen Redaktionsbesuch im Zuge der Pressearbeit für die KAMUNA bei den Badischen Neuesten Nachrichten hat sich der Weg zu meiner heutigen Stelle gebahnt, da die Stelle des Musikredakteurs vakant wurde. Ich wurde gefragt, ob ich Lust hätte als freie Mitarbeiterin Besprechungen zu schreiben. Weil ich immer schon neugierig war, habe ich das probiert. Nach drei Monaten bot man mir an, ein Volontariat zu machen und schließlich hatte ich eine Festanstellung. Nun darf ich über Musik und Kunst schreiben. Beides hat sich passend gefügt. Probieren Sie also Dinge, die man Ihnen anbietet, einfach mal aus!

 

„Manchmal verliere auch ich meine heilige Ruhe. Der Adrenalinkick gehört dazu – und man überlebt es.“

 

Frage: Haben Sie den Übergang von der Projektleitung der Karlsruher Museumsnacht zu einem Volontariat bei den BNN als einen Rückschritt empfunden?

 

Antwort Steppeler: Als Rückschritt würde ich das keinesfalls bezeichnen. Mir war klar, welch großartige und wertvolle neue Erfahrungen mir der Beruf bei den BNN ermöglicht. Ich glaube, die Arbeit an der Museumsnacht hätte sich nach einer gewissen Zeit erschöpft, es hätte auf jeden Fall etwas Neues kommen müssen. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man ein Kulturevent betreut, das sich jährlich wiederholt oder ob man das Kulturleben einer ganzen Region in einer Tageszeitung begleitet. Bis heute macht es mir viel Spaß, immer wieder Neues zu entdecken, neue Menschen kennenzulernen und durch neue Themen herausgefordert zu werden.
 

Frage: Haben Sie sich durch Ihr Studium für Ihr Berufsleben ausreichend vorbereitet gefühlt?

 

Antwort Steppeler: Ohne den fachlichen Hintergrund könnte ich über vieles nicht so fundiert schreiben. Es gibt bei einer Tageszeitung Ressorts, bei denen es nicht allzu wichtig ist, über ein Studium dazu Expertise erlangt zu haben. Aber in Ressorts wie etwa der Kultur oder des Sports ist es einfach wichtig, dass man vom Fach kommt. Das merkt die Leserschaft auch ziemlich schnell, denn schließlich möchte sie gerne das Gefühl haben, dass sich der- oder diejenige mit der Thematik auskennt. Was das journalistische Handwerk betrifft, so musste ich noch einiges lernen. Wie man ein „Interview“ oder eine „Nachricht“ aufbaut, lernt man im Studium der Musikwissenschaft und Kunstgeschichte nicht. Um dieses Handwerk zu erlernen und zu erweitern, besuchte ich eine Journalistenschule, die vier Wochen dauerte und auch Teil des Volontariats war.

 

„Wir freuen uns immer auf neue freie MitarbeiterInnen. Seien Sie ermuntert, uns zu kontaktieren.“

 

Frage: Und was würden Sie sagen, wie kann man sich schon während des Studiums, abgesehen von den Seminararbeiten, auf das journalistische Schreiben vorbereiten?

 

Antwort Steppeler: Versuchen Sie sich während des Studiums gerne als freie MitarbeiterInnen. In so einen Beruf muss man hineinwachsen und dies ist eine gute Möglichkeit, fragen Sie also gerne an. Die Probetexte werden von den RedakteurInnen gelesen und man erhält eine individuelle Rückmeldung. Eine weitere Möglichkeit ist es, dass Sie eine Ausstellung in einem Museum oder eine kulturelle Veranstaltung besuchen und versuchen, diese schriftlich in circa 3.000 Zeichen festzuhalten. Darin sollte sich Ihre Meinung wiederfinden, aber auch die interessanten Aspekte herausgebildet werden, die Sie für erwähnenswert halten. Nehmen Sie sich dafür eine Zeit – von beispielsweise vier Stunden – fest vor und schauen Sie, ob Sie es in dieser Zeit schaffen. Wenn Sie daran Spaß haben, ist die halbe Miete bereits bezahlt. Außerdem gibt es an der Musikhochschule in Karlsruhe das Institut für Musikjournalismus. Fragen Sie an, ob Sie dort eventuell Veranstaltungen besuchen dürfen, denn dort erlernt man das nötige Handwerk.

 

Frage: Sind Sie in der Kulturredaktion nur für Ihren Schwerpunkt Musik verantwortlich oder vertreten Sie auch andere Bereiche?

 

Antwort Steppeler: Im Schwerpunkt bin ich für die Musik zuständig, doch habe ich jederzeit auch die Möglichkeit, über Themen der Bildenden Kunst zu schreiben. Zugleich ist es wichtig und auch gewünscht, dass ich bei Bedarf auch über politische oder gesellschaftliche Themen schreiben kann.
 

Frage: Wie bereiten Sie sich dann vor? Haben Sie Zeit, um einer Vorrecherche nachzugehen oder muss der Artikel am Ende des Tages stehen?

 

Antwort Steppeler: Meistens Letzteres. Der Redaktionsalltag ist wirklich stramm. Während des Schreibens kann man den Fokus nicht immer auf den Artikel legen, sondern organisiert überdies auch die Vergabe von Themen an MitarbeiterInnen und hält Kontakt zu VeranstalterInnen. Es gibt günstige Tage oder Wochen, da hat man im Optimalfall ein paar Stunden Zeit, sich vorher einzulesen, aber meistens springt man ins kalte Wasser. Daher ist es von Vorteil, wenn man Vorkenntnisse hat. Auf der anderen Seite haben wir als regionale Tageszeitung (im Vergleich etwa zu den LeserInnen der großen überregionalen  Feuilletons) zwar sehr viele kulturbegeisterte und gebildete LeserInnen aber auch solche, die sich eher für andere Themen interessieren. Man sollte Freude und Interesse daran haben, beide Leserseiten – Insider und Unkundige – zu bedienen und einen Spagat zwischen Anspruch und Niederschwelligem zu schaffen. Vor allem der digitale Wandel und das sich ändernde Medienverhalten erfordern es, lesernah zu schreiben und sich die Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen vor Augen zu führen und zu analysieren.
 

Frage: Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Gehen Sie morgens ins Büro und sind dann nach acht Arbeitsstunden fertig?
 

Antwort Steppeler: Das Gute ist, die Zeitung wird abends gedruckt, ob man fertig ist oder nicht, aber letzteres ist mir noch nie passiert. Vieles ergibt sich erst im Laufe des Tages, weshalb es wenig Sinn macht, bereits um sieben Uhr morgens im Büro zu sein. Es ist eine sehr dynamische Situation. Das Schreiben erledigt man im Büro oder auch im Homeoffice. Als RedakteurIn ist man am Abend fertig, es sei denn, man ist – wie ich – MusikredakteurIn. Dann gibt es Konzerte, die man besuchen muss und die erst nach Feierabend stattfinden. Das greift also auch in das Privatleben über. Prinzipiell könnte man jeden Abend drei Veranstaltungen besuchen und etliche weitere terminunabhängige Themen platzieren, da das Kulturleben in Karlsruhe und der Region sehr lebendig ist. Aber man muss auch eine Balance zwischen Beruf und Privatleben wahren. Das Schöne ist, dass man zu vielen Veranstaltungen als JournalistIn eine Begleitperson mitnehmen darf.
 

Frage: Gibt es auch den Modus, dass Sie sich die Arbeit untereinander aufteilen? Dass beispielsweise der eine recherchiert, die andere schreibt?
 

Antwort Steppeler: Nicht wirklich. In der Regel aber arbeitet jede*r für sich und ist jeweils für seine/ihre eigenen Artikel verantwortlich. Es gibt aber auch Fälle, dass wir uns im Team eines Themenschwerpunkts aus unterschiedlichen Perspektiven annehmen und dann Schwerpunkt-Seiten wie zum Beispiel unseren „Blickpunkt“ (auch „Premium der Woche“ genannt) immer freitags erarbeiten. Es kann vorkommen, dass man an einem Tag nur mit einem Artikel und einem Thema beschäftigt ist und die KollegInnen einem insofern Arbeit abnehmen, als sie die organisatorische Arbeit ringsum übernehmen.
 

Frage: Was halten Sie vom kritischen Journalismus? Schließlich sollte man sich als JournalistIn auch etwas trauen, oder?
 

Antwort Steppeler:  Das stimmt. Ich persönlich habe mich am Anfang schwergetan, Kritik zu üben. Ich neigte dazu, eher zu beschreiben, statt zu werten. Um konstruktive Kritik üben zu können, ist es wichtig, sich Erfahrungen anzueignen und eine bestimmte Haltung einzunehmen, um überhaupt kritikfähig zu sein. Das musste ich in den ersten Jahren erst erarbeiten, dass in meinen Artikeln deutlich wird, wie ich denn selbst zu dem Thema stehe. Man muss Mut haben, auch mal einen so genannten „Verriss“ zu schreiben. Dies dauert um einiges länger als sonstige Beiträge. Weil man dann auch angreifbarer ist, muss man umso schlüssiger argumentieren. Ob Sie eine Ausstellung oder tatsächlich eine Künstlerpersönlichkeit kritisieren ist ein gewaltiger Unterschied. Man muss da klar, aber auch behutsam vorgehen. Mir ist wichtig, niemanden mit der Kritik zu verletzen. Es muss mehr um konstruktive Kritik gehen, um den Vergleich, nicht ums Abkanzeln.
 

Frage: Welche persönlichen und fachlichen Eigenschaften sind für Ihren Beruf gefordert?
 

Antwort Steppeler: Wer als JournalistIn nicht neugierig ist, kann den Job an den Nagel hängen. Sie müssen sich für alles interessieren, was Ihnen vor die Füße fällt und für die Allgemeinheit von Interesse ist. Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie als KunsthistorikerIn nicht immer nur für den Kulturbereich zuständig sind, demnach ist Flexibilität gefragt. Als JournalistIn spiegeln und dokumentieren Sie die Welt, so wie sie sich Ihnen bietet. Haben Sie Mut zur Lücke! Oftmals hat man den Ehrgeiz, alles in einem Artikel ansprechen zu wollen. Es ist aber wichtig, dass Sie entscheiden, was wichtig und was unwichtig ist, dass Sie priorisieren und einen roten Faden legen. Dabei müssen Sie schnell sein und gute Nerven haben. Das hätte ich früher nie für möglich gehalten. Also Texte schreiben … och Gott, das hat immer ewig gedauert! Aber man lernt. Klar, am Abend muss der Text fertig sein. Und das Schöne ist, dass der Artikel damit auch abgeschlossen ist. Er ist aus dem Sinn, und nahezu jeden Tag beginnt man auf einem frischen Blatt. Freilich sollte man sich auf Sie verlassen können, dass Sie Aufgaben fristgerecht erledigen. Sie müssen bereit sein, sich dem Stil der Zeitung, für die Sie arbeiten, anzupassen. Ihre eigene Meinung können Sie zwar äußern, sollten jedoch den Werten der Zeitung treu bleiben.
 

Frage: Wir sind vornehmlich Kunsthistorikerinnen. Wie sehen Sie die Aussichten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und wie war das bei Ihnen selbst?
 

Antwort Steppeler: Ich würde sagen, Familie und Beruf sind miteinander vereinbar. Kinder sehe ich persönlich nicht als Hindernis für Berufstätigkeit an. Meine erste Schwangerschaft habe ich während meines Auslandaufenthaltes in Bologna durchlebt und das hat gut geklappt. Ich würde sagen, ein Kind während des Studiums zu bekommen, ist eigentlich ein optimaler Zeitpunkt, denn da hat man noch sehr viel mehr Zeit als im Berufsleben. Man muss natürlich auch bereit sein, das Kind in Betreuung zu geben. Ich würde der Aussage zustimmen, es geht in der Eltern-Kind-Beziehung nicht allein um Quantität, sondern um Qualität. Mein Wunsch war es immer eine Familie zu gründen, gleichwohl auch meine Karriere nicht zu vernachlässigen. Meiner Meinung nach hat das sehr gut funktioniert.
 

Frage: Ist es in Ihrem Berufsfeld wichtig, einen bestimmten und auch höheren Abschluss mitzubringen?
 

Antwort Steppeler: Ein abgeschlossenes Studium ist erwünscht. Für die Karriere innerhalb einer Zeitung, für die man arbeitet, ist es nicht entscheidend, ob man beispielsweise promoviert hat.
 

Frage: Ich würde gerne einen Artikel herausgreifen, den Sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. In diesem schreiben Sie über einen Besuch im Staatstheater, bei dem Sie auf den Beruf des Maskenbildners bzw. der Maskenbildnerin, das Portrait der betreffenden Person vor Ort eingehen und sogar selbst geschminkt wurden. Inwieweit konnten Sie diesen Artikel gestalterisch frei und kreativ aufziehen?
 

Antwort Steppeler: In diesem Fall wollte ich die 43. Internationalen Händel-Festspiele in Karlsruhe, die insgesamt siebte Ausgabe, die ich begleite, einfach mal von einer anderen Seite beleuchten. Ein kleiner musikgeschichtlicher Artikel dazu wäre in diesem Fall schnell geschrieben, aber ich hatte einfach Lust, meinen Beitrag ein bisschen anders – crossmedial - aufzuziehen. Schließlich bin ich auf die Chef-Maskenbildnerin des Badischen Staatstheaters, Caroline Steinhage, zugegangen. Ich hatte lange schon Interesse, eine Geschichte mit ihr zu machen und dabei hinter die Kulissen des Theaters zu blicken. Also habe ich sie gefragt, ob sie mir ihren Beruf vorstellen möchte. Für diese Idee konnte ich KollegInnen aus der Onlineredaktion, unsere GrafikerInnen und den Videobeauftragten aus dem Haus gewinnen. Zunächst aber benötigte ich grünes Licht für eine Sonderseite von Seiten der Chefredaktion. Für so eine Idee muss man auch ein bisschen für sich selbst werben (lacht) aber es hat auch allen Beteiligten unheimlich Spaß gemacht. Klar ist, dass man sich für so etwas ein bisschen die Zeit stehlen muss. Doch ist das in der Rolle als AutorIn in der neuen Struktur unseres Verlages auch gewünscht, sich eine Art AutorInnenmarke zu schaffen. Hierfür bieten sich solche besonderen Themen an und es ist wichtig, regelmäßig Ideen für größere crossmediale Geschichten zu haben.
 

Frage: Gerne würde ich zum Schluss nochmals an Ihren vorherigen Tipp, sich als freie*r Mitarbeiter*in anzubieten, zurückgreifen. Angenommen ich habe gerade meinen ersten Artikel tentativ verfasst und ihn eigentlich nur einem/einer FreundIn zum Lesen gegeben. Da bin ich sicherlich noch nervös, an einen Artikel für eine Zeitschrift/Zeitung heranzugehen. Erhalte ich als freie*r Mitarbeiter*in Unterstützung und werde bei meiner Arbeit betreut? Gibt es jemanden, der mir Ratschläge geben kann? Oder ist es eher denjenigen vorbehalten, die ein Praktikum absolvieren oder ein Volontariat durchlaufen?
 

Antwort Steppeler: Es ist nicht zwingend erforderlich, ein Praktikum zu absolvieren oder ein Volontariat zu machen. Man kann tatsächlich ohne Vorerfahrung vorgehen und sagen: ‚Ich interessiere mich für Musik, speziell für Pop und Rock. Ich besuche gerne Veranstaltungen im Substage oder im Tollhaus. Oder ich habe ein Interesse an Literatur und nehme oft an Lesungen im Prinz-Max-Palais teil. Ich könnte mir vorstellen, für Ihre Zeitung zu schreiben.‘ Für den ersten Auftrag wählen wir oft eine Veranstaltung aus, bei der im Fall, der Artikel entspricht noch nicht den Anforderungen, eine Veröffentlichung nicht zwingend ist. In der Regel verläuft der Prozess so, dass zu der Veranstaltung ein Probetext verfasst wird. Dieser wird von den RedakteurInnen geprüft und es erfolgt eine individuelle Rückmeldung. Gelegentlich müssen wir Texte leicht umformulieren, Sätze kürzen oder zusätzliche Inhalte hinzufügen, um sie optimal zu gestalten. In der Redaktion wird jeder Text gründlich redigiert. Wir arbeiten immer nach dem Vier-Augen-Prinzip. Freien MitarbeiterInnen bieten wir selbstverständlich Unterstützung an. Wir weisen darauf hin, worauf geachtet werden sollte und welche Art von Beschreibungen wichtig sind. Wir begleiten unsere neuen freien MitarbeiterInnen gewissermaßen ein Stück weit. Es ist jedoch wichtig zu verstehen: Wir sind erfreut, wenn wir nicht zu viel Überarbeitungsaufwand haben, da unsere Zeit oft begrenzt ist. Nichts ist wertvoller als MitarbeiterInnen, die die vorgegebene Zeichenzahl einhalten, gewandt schreiben und Texte liefern, die nicht nur von uns, sondern auch von unseren LeserInnen gerne gelesen werden. Normalerweise ist es so, dass der erste Versuch bereits erfolgreich ist. Die meisten Texte müssen nur geringfügig bearbeitet werden.
 

Frage: Das ist doch sehr ermutigend, würde ich mal sagen
 

Antwort Steppeler: Wir sind tatsächlich immer froh über neue MitarbeiterInnen, die sich fachlich auskennen und ansprechend über verschiedene Themen schreiben. Daher sind neue Mitwirkende immer herzlich willkommen. Sie können sich gerne an unsere Redaktion oder an mich direkt wenden! Wir schätzen vielfältige Beiträge sehr. Zwar ist es nicht möglich, das gesamte reichhaltige Kulturangebot unseres Verbreitungsgebietes vollständig abzubilden. Aber je nach Interesse, Expertise und Stärken der freien MitarbeiterInnen finden sich immer Möglichkeiten für spannende Aufträge.


Das Gespräch führten Studierende des Seminars "Oral Contemporaries" am 1. Juni 2020

Vita

 

  • Isabel Steppeler absolvierte nach ihrem Abitur zunächst an der Privaten Lehranstalt PTA in München eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin und arbeitete in einer Apotheke. Parallel dazu begann sie 1998 das Studium der Musikwissenschaften an der Hochschule für Musik Karlsruhe und Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe (TH). Von 2000-2001 studierte sie im Rahmen eines Auslandssemesters an der Università di Bologna. An der Universität Karlsruhe (TH) schloss sie das Studium mit ihrer Magisterarbeit „Gerd Arntz im Exil. Widerstand durch Aufklärung“ ab. Von 2007 bis 2009 übernahm Frau Steppeler die Projektleitung für die Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA) und absolvierte im Anschluss daran ein Volontariat zur Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN). Seit März 2011 ist sie dort als hauptamtliche Redakteurin für das Ressort Kultur mit den Schwerpunkten Musik (Klassik und Genres der Unterhaltungsmusik) sowie Bildende Kunst tätig.

 

 Berufsfeld: RedakteurIn im Kulturjournalismus

 

  • Arbeit in einem zugeteilten journalistischen Fachressort
  • Priorisierung von Themen angesichts der vielen Veranstaltungshinweise, die auf den Schreibtisch flattern
  • Konzentration auf Leser*innenbedürfnisse und Interessen mit Auswertung des Leser*innenverhaltens
  • Termingerechtes Verfassen von Artikeln in der gebotenen Zeichenanzahl
  • Recherche und Nutzung von Quellen (z.B. Pressekonferenzen, Informant*innen, Datenbanken oder Archive)
  • Besuch von Veranstaltungen (Ausstellungseröffnungen, Performances, Premieren) über die man berichtet
  • Zusammenarbeit mit Fotograf*innen für die Bebilderung der Artikel