Tages-Exkursion KIT & HfG, Oppenau/Schwarzwald, 11.6.2024:

Das Materielle der NATUR: Vergänglichkeit und Un/Sichtbarkeit von Tim Otto Roths Monumentalskulptur

Dr. Jens Hauser/KIT, in Kooperation mit der HfG (Julia Ihls/ Prof. Susanne Kriemann, Bio Design Lab/Living Library/Code & Image), Prof. Dr.-Ing. Clemens Posten (KIT, Bioverfahrenstechnik), Prof. Dr. Peter Nick (KIT, Botanisches Institut)

Am 11.6.24 findet unter der Leitung von Dr. Jens Hauser eine resolut interdisziplinäre Tages-Exkursion nach Oppenau im Nordschwarzwald statt, wo der Konzept- und Medienkünstler, Komponist und Autor Tim Otto Roth seine vergängliche Holzskulptur NATUR errichtet hat. Die fünf überdimensionalen und aus unterschiedlichen heimischen Bäumen ohne Hilfe von Metall oder Beton gefertigten Lettern sind Fern(seh)skulptur und Zerfallswerk zugleich, das dem Spiel der Naturkräfte und somit dem Verfall geweiht ist – welchen Pilze und Mikroorgansimen je nach Holzart unterschiedlich schnell voran treiben; die Exkursion analysiert diese im Detail.

Die Exkursion richtet sich an Studierende der Kunstgeschichte, der Architektur, der Fotografie, des Bio-Designs, der Ökologie etc., die sich mit regionalen Material-Kreisläufen und deren Einbettung in sozio-ökologische Zusammenhänge auseinandersetzen wollen. Während die Rolle von Natur-Darstellungen menschliche kulturelle Praxis von Anbeginn prägt, so gehen Kunst- und Gestaltungsformen heute weit über repräsentative Bildlichkeit hinaus – sie interessieren sich für die Handlungsmacht nicht-menschlicher Akteure im ökologischen Kontext, für die Materialien selbst des darstellenden oder fotografischen Prozesses im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Sichtbarkeitsmöglichkeiten.

Hintergrund:

Die Exkursion ins ‚malerische’ Renchtal ergründet rund um die Arbeit von Tim Otto Roth sowohl ideengeschichtliche als auch technisch-naturwissenschaftliche Hintergründe: Der Schwarzwald als eine Kulturlandschaft im Wandel, die von romantischer Landschaftsmalerei bis hin zur zeitgenössischen Auseinandersetzungen mit dringenden ökologischen Fragen Sujet künstlerischer Praxis gewesen ist, wird hier Bühne für einen Bewusstseins-Wandel in Hinblick auf die Landschaft im Anthropozän, den klimaneutralen Baustoff Holz, Biodiversitäts- und Forstwirtschafts-Fragen, die Rolle von mikrobiologischen Ökologien, lokal gewonnene Pigmente, sowie kosmologische und epistemologische Fragen der Medienkunst, welche ihre Mittel stets selbstreflexiv einsetzt.

Programm:

Neben einem Besuch in situ und Diskussionen mit dem Künstler vor Ort nehmen wir – wie schon 2023 – gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Clemens Posten (KIT, Bioverfahrenstechnik) mit Kernbohrern Holz- und Bodenproben, die dann erneut und kontinuierlich, im Rahmen zukünftiger Exkursionen, im Labor von Prof. Dr. Peter Nick (KIT, Botanisches Institut) analysiert werden: Welche Pilze  und Mikro-Organismen sind spezifisch an der Zersetzung der verschiedenen Holzbuchstaben beteiligt? Im Bio Design Lab der HfG werden die Samples weiterverarbeitet und dann in der Living Library (HfG) kontextualisiert und ausgestellt. Des Weiteren erhalten Teilnehmende bei einer Waldführung Details zu den klimatischen Herausforderungen für die vegetative Diversität (Douglasie, Borkenkäfer etc.) in der waldreichsten Gemeinde des Ortenaukreises. Holz-Experten des Kompetenzzentrums Bau Bühl erklären die Computer-konzipierten formschlüssigen Konstruktionen, dank derer die nachhaltige Skulptur als Hebelstabwerk wie ein Puzzle selbsttragend und ohne Tiefengründung durch das Eigengewicht des Holzes in Form bleibt, die in den ebenfalls zu besichtigenden Werkstätten der staubigen Gattersäge zugeschnitten wird. Und im Stadt-Schlößle ‚Villa Baron von Oppenau’ bietet sich die Gelegenheit, einen Einblick in das dortige Atelier von Tim Otto Roth zu erhalten. Der Künstler präsentiert dort auch seine Recherchen zur Materialität von ‚Schattenbildern’, welche die Grundlage zu seinem akademischen Standardwerk Körper. Projektion. Bild. Eine Kulturgeschichte der Schattenbilder (2015) bilden. Nach Bedarf besteht dann noch Gelegenheit zu abschließender Abkühlung im idyllisch gelegenen Freizeitbad Oppenau.

Organisation:

  • Interessierte Studierende melden sich bitte bis zum 31.5. verbindlich per Email bei Dr. Jens Hauser und Frau Lechner an: jens.hauser∂kit.edu ; helga.lechner∂kit.edu
  • Die Anreise erfolgt mit der Regionalbahn auf eigene Kosten (viele von Ihnen können in der Region ja umsonst fahren), Abfahrt 8.09 ab Karlsruhe-Hauptbahnhof (RE 2), Ankunft 9.28 Uhr in Oppenau (via Appenweier); wir treffen uns um 7.50 Uhr vor der Anzeigetafel in der Bahnhofshalle. Festes Schuhwerk ist erforderlich.
  • Bereiten Sie bitte auf einem USB-Stick (PDF, max. 3 Bilder) eine Kurzpräsentation (max. 5’) eines künstlerischen Beispiels von Natur-Repräsentation vor.
  • Sie können Verpflegung mitnehmen, wir organisieren aber auch ein Picknick und/oder die Möglichkeit zur Einkehr.
  • Die Abreise erfolgt (wahlweise) ab 16.31, 17.31 oder 18.31 Uhr.
  • Bei Überlappung mit anderen Lehrveranstaltungen an diesem Tag informieren wir die betroffenen Lehrenden und bitten Sie formell um Ihre Freistellung.

Links:

https://www.naturskulptur.art

https://www.imachination.net

https://mbvt.blt.kit.edu/mitarbeiter_bvt_398.php

https://www.jkip.kit.edu/botzell/english/1134.php

https://biodesignlab.hfg-karlsruhe.de

https://biodesignlab.hfg-karlsruhe.de/en/news/living-library

https://www.oppenau.de/startseite/bauen+_+stadtentwicklung/forstwirtschaft.html

https://www.komzet-netzwerk-bau.de

Dr. Tim Otto Roth ist ein international ausgezeichneter deutscher Konzeptkünstler, Komponist und Theoretiker, der mit seinen raumgreifenden Projekten zwischen New York und Hanoi unterwegs ist. Er begreift seine Arbeit als ein Plädoyer für eine Physik der Kunst, die das Physische und Körperliche der Phänomene stark macht.